Essen, das Herz des Lebens
"Ché cosa hai mangiato?" " Was hast du gegessen?" In den 80er Jahren, ging man nach dem Essen in die Bar, bestellte einen Café und sprach ausgiebig über das Essen. Ausgiebig! So sehr, dass man bei manchen Erzählungen gleich schon wieder Lust bekam, wieder beim Antipasto anzufangen. Ich war gerade mal 16 Jahre alt, das erste mal alleine in Italien unterwegs und verstand nicht, was diese Frage sollte. Eine Frage, die sich wiederholen sollte, jeden Tag, pünktlich nach dem Mittagessen und nach dem Abendessen. Eine seltsame Mischung aus wirklicher Neugier, der Sehnsucht danach, über das in der Familie zubereitete Mahl zu prahlen! Denn eines war gewiss! Niemand kochte so gut, wie die eigene Mutter. Es war auch eine Möglichkeit, mit Fremden ins Gespräch zu kommen, aber vor allen Dingen, war es Tradition.
Um mich herum sprach man nur vom Essen. Ganz so wie man Montag in der Früh im Bus nur von Fußball sprach, so sprach man, ob man es wollte oder nicht, nach dem Essen, über das was man gegessen hatte. Und so wie man Montag morgens aufgeheizte Diskussionen über Tore und gelbe Karten mitverfolgen konnte, so geschah es auch, dass sich oftmals diese obligatorische Frage des Thresennachbarn, zu einer Diskussion aller Bargäste ausweitete. Das Wort "Anis" in einem Fischgericht, konnte zur Folge haben, dass eine überfüllte Bar im Chor schnappatmete,
oder ein bestimmter Wein, der zu einem Braten serviert wurde, konnte ein chorales "Oh" der Bewunderung in einer Bar auslösen. Auch heute ist das noch so, wenn auch etwas weniger. Aber der Austausch über dieses zentrale Thema, ist mit nichts vergleichbar, das man aus Deutschland kennt. Denn über das Wetter zu reden, ist ja nicht wirklich spannend, außer man steht am Flughafen, und redet mit Menschen, die gerade aus einer anderen Klimazone kommen.
Man kann diese Vorgänge nur verstehen, wenn man die tiefe Verwurzelung des Italieners, mit seiner Landwirtschaft, seiner Tradition, seiner Kultur versteht. Das gemeinsame Essen ist das Herz des Italieners.
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